10.07.2014
Räuber
Der Auftrag war eigentlich ganz einfach: In die Schatzkammer einbrechen, das Gold nehmen.
Dem Räuber war es gleich, wessen Schatzkammer und wessen Gold es war - solche Fragen spielten keine Rolle.
Kalter, dicker Stahl und funkelndes, kostbares Gold waren schließlich nichts menschliches.
Das eine konnte man überreden, und das andere konnte man dem geben, der die Bestellung für eine kleine Gebühr oder - in besonders tragischen Fällen - für das Leben des Räubers in Auftrag gegeben hatte.
Dieser Auftrag war leider einer der zweiten Sorte.
Der Mechanismus der Schatzkammer gab leise hohe und tiefe Töne von sich, die das geübte Ohr zufrieden stellen. Noch ein paar Handgriffe, und fertig!
Der Räuber öffnete die große, schwere Tür so weit auf, dass er durch die Öffnung schlüpfen konnte. Lautlos füllte er das Gold in einen Beutel, und war so beschäftigt, das er sich nicht wehren konnte, als die schweren Hände seine Schultern packten.
"Gut gemacht", sagte eine Stimme und die Hände drehten den Räuber herum, der nun den Besitzer der Stimme ins Gesicht sah. "Aber jemand, der so geschickt mit einem Dietrich umgeht, sollte für das Reich arbeiten, nicht dagegen".
"Ihr habt es geschafft, mich zu fassen", gab der Räuber zurück. "Ich bin der Großmeister der Quellenjäger", lachte er, "ich kann jeden fassen."