20.05.2009
Die Prophezeiung
Teil 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6


Diejenigen, die nicht unter Teilnahmslosigkeit und Angst litten, beteten mit großer Leidenschaft zu den sieben guten Göttern. Sie platzierten Ölfässer an strategischen Orten rund um die Burg; die Verdammten würden nichts gewinnen, außer einem beschädigten Äußeren einer einst stolzen Festung, sobald sie fertig waren, sie zu schänden. Ockerfarbene Wolken kündigten ihre Ankunft wieder einmal an und wieder tauchten sie wie die Eroberer auf, die sie einmal waren, aber ihre Führung hatte der mächtige Herr des Chaos, er riss das Torhaus wie vermodertes Holz nieder und die Dämonen und die Verdammten folgten seinem Ruf wie Schoßhunde... die ganze Zeit über lachte das Chaos in einem schrecklichen und aufreibenden Gelächter, es jagte denjenigen einen Schauer über den Rücken, die es hörten. Es schien, als würde niemand seinen Vormarsch abhalten oder seine dunkle Raserei aufhalten können...sie waren von dem Moment an, als sie sich in die Verteidigung zurückzogen, verdammt; geschlossene Reihen - er hielt inne, erstarrt und wild Zähne fletschend. Zurückweichend vor Augen, die wie Höllenfeuer loderten; für sie waren die Zwerge, ihre Armeen lärmten unter seiner Brut, als sie Kampfschrei um Kampfschrei hinausgrölten. In nachlassender Wut verschlangen ihre Äxte und Hämmer Feind um Feind, genauso wie die Dämonen und die Verdammten.

Der Himmel wurde von einem schwarzen Schatten überzogen, wie ein tiefer Morast, als der Herr des Chaos erzürnt wurde, aber bei all seiner Galle und seinem Zorn, er konnte die Zwerge in ihrem Vormarsch nicht stoppen, der Kampf schien sich nun zu ihren Gunsten zu drehen, als die verdammten Verbündeten zusammen mit den Zwergen die Flucht ergriffen; es war eine blutige und siegreiche Niederlage, als die Zwerge und Männer die bestialischen Feinde aus der Burg ansteuerten, diejenigen, die nicht von den altgedienten Soldaten der Zwerge niedergemäht wurden, diejenigen, die nicht damit umgehen konnten, Höllenerscheinungen im Schlaf zu sehen...sie wurden vom Herrn des Chaos zum Rückzug bewegt, um sie vor dem Schicksal zu bewahren, das ihre unreinen Seelen befallen sollte. Die Verbündeten bezwangen die meisten der Verdammten, die Magier gerieten in Panik und flohen in die Lüfte, erneut zugunsten ihres Herrschers – diejenigen, die nicht von Pfeilen zu Boden geholt wurden, konnten fliehen, vielleicht, um erneut zurückzukehren? Ein gewaltiger Beifallsruf war zu hören, als die Armeen den letzten verbliebenen Dämonen aufspießten, und sie empfingen die Zwerge wärmstens, mit viel Hochmut und Stolz...aus dem aufklarenden Himmel begann es zu regnen, was das Blut in fahle, purpurne Flüsse verwusch.

Nun hatte sich die Zeit verändert und nun war die Zeit zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Ein neuer Kampf wurde ausgetragen...viele Jahre nach dem vergangenen. Und als der Mond am Himmel über dem Lager von Ruben Ferol erschien, lehnte er sich zurück und las eine Erzählung über den letzten Kampf, er kratzte sich mit der Hand am Kinn und seufzte, während er einen Gedankengang verfolgte – der schwere Stoff seines Zelts kräuselte sich in der nächtlichen Brise und er streckte sich, denn er hatte Buch um Buch, Erzählung um Erzählung von längst gewonnenen und verlorenen Schlachten gelesen. Aber sie gaben ihm keinen brauchbaren Hinweis darauf, wie er diesen neuen Krieg schlagen sollte...die alten Manuskripte schienen zu verheimlichen, dass die Verbündeten durch Glück und eine Blitzkriegtaktik triumphiert hatten, dies war nutzlos für den Kampfmagier und Nachfahren des Hark Ferol, dem Mann, der einst den Kampf mit den Verdammten begonnen hatte.

Er griff nach vorn und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierhumpen, seine Informanten hatten ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein lang gezogener Kampf, Auge in Auge mit dem Herrn des Chaos und seinen Lakaien möglicherweise bevorstehen könnte, ein zweckloses Unterfangen, in dem er mehr Tod sehen würde, als er vertragen konnte. Die Verdammten, sie waren zurück und er und der Bund würden sich am nächsten Morgen treffen – er konnte weder Trost noch Beistand in den Gedanken oder Worten der anderen finden...alles wirkte so unberechenbar.

Der Herr des Chaos war ein anderes Problem, dass ihm auf der Seele brannte, es führte ihn dazu, einen weiteren Schluck aus seinem Humpen zu nehmen. Seine Spione und Kundschafter hatten ihm berichtet, dass die dunkle Armee nun weitaus stärker geworden war und dass der Herr des Chaos mehr Magier und Dämonen als früher auf seiner Seite hatte – dem Kmapfmagier kam der Gedanke auf, dass dieser Kampf nicht gut ausgehen würde. Die Verdammten mussten etliche Frauen gefangen und versklavt haben, um eine derartige Streitmacht in dieser Zeit hervorgebracht zu haben, verflucht seien die Berge, solch einen versteckten Platz hervorzubringen. Diese getöteten Verdammten wurden aufgezogen, um ein viel jüngeres Äußeres vorzuweisen, als der Bund erwartet hatte...konnte dies ein sicheres Anzeichen darauf sein, dass der dunkle Herr denjenigen ewige Jugend zugesprochen hatte, die verdorben genug waren, seinen heimtückischen Wegen zu folgen.

Ein weiter Schluck aus seinem Humpen verursachte ein leichtes Husten, er kniff seine Augen zusammen und zitterte in der Kälte innerhalb seines Zeltes. Seine Lider zitterten, als er zwinkerte, ein weiteres Problem offenbarte sich, das sorgsam in Erwägung gezogen werden musste; die Verdammten hatten nun einen Anführer, ein Erzmagier, bekannt als Ulthring. Und sofern dies nicht bereits die Nägel in den Sargdeckel hämmern würde, der bald seiner werden sollte, der Herr des Chaos – das formlose, geisterhafte Wesen vom vergangenen Krieg, größtenteils machtlos, aber durchaus furchteinflößend, hatte nun einen Körper und pirschte durch die Ruinen von Rivellon in Form eines Wesens, zweimal so groß wie ein Mann und so stark wie ein Dutzend oder mehr ihrer besten Krieger. Er seufzte tief, irgendein Wunder musste her. Seinen Humpen hatte er weggestellt und er verfing sich an der Kante einer Mulde...

Sofern es überhaupt möglich war, diesen Krieg zu gewinnen, mussten sie einen Weg finden, ein Wesen zu besiegen, das wie eine Inkarnation eines Gottes wirkte; es war etwas, das er ganz und gar nicht mochte...seine Mahlzeit lag ungegessen, ein wenig angeknabbert und kalt auf dem Teller. Er hatte noch bis zum Ende des Tages Zeit, eine Schwachstelle in der unsterblichen Rüstung zu finden, falls ihnen dies nicht gelang, wäre Versklavung oder gar Schlimmeres ihr einziges Schicksal – kalter Schweiß trat auf seine Stirn und er nahm einen Schluck aus einer kristallenen Weinkaraffe, die auf einer Seite des Tisches stand. Danach machte er sich bereit, aufzustehen und direkt danach tat es ihm sein ergebener Lehrling Ralph gleich und stülpte die Kriegsmontur seines Meisters über dessen Schultern – der junge Mann schnallte das Gewand um dessen Hals und Ferol verließ daraufhin das Zelt, Leibwächter an beiden Seiten, ihre Stiefel zermahlten das Gras mit ihren Stahl beschlagenen Sohlen. Sie steuerten auf das große und dominierende Zelt zu, das als Ort für die Zusammenkunft des Bundes diente. Seine Augen blickten kurz gen Himmel, an den sinkenden Sternen und dem Gefühl von Veränderung in der Luft machte er fest, dass ihm kaum noch Zeit blieb es war kurz vor Sonnenaufgang.

Er entschied, die letzten wenigen Stunden seines Lebens locker zu verbringen, deshalb war das erste, was er tat, als er das Zelt betrat, sich auf den großen Thron fallen zu lassen und seine Füße auf den Ratstisch zu legen. Bald kamen die anderen mit ihrem Gefolge und ihren Leibwächtern hinzu. Der erste war sein Cousin, einige Male abgezogen – Duke Dylan Ferol, der Herrscher des Menschenreichs von Rivellon. Nach ihm folgten Jemthorn von den Elfen und Ulf Twohuts von den Zwergen, obwohl ihre Völker sie selten zu Gesicht bekamen, war dieses Paar meistens unzertrennbar und starke Verbündete – um nicht zu sagen, dicke Freunde. Grondtha vom Volk der Echsen und Zakx von den Kobolden waren die nächsten, die ihre Anwesenheit bemerkbar machten; anschließend gesellte sich noch Go-Dar von den Orks hinzu, der mit seinem üblichen stolzen und selbstsicheren Auftreten glänzte. Er trug seine Kriegsmontur, mehrfach geschwärzt und mit Federn bestückt...einer nach dem anderen nahm seinen Platz ein und alle richteten ihre Augen auf Ruben Ferol.

Er wartete einen Augenblick, bis die suchenden Augen anzeigten, wer er war und warum er hier war. Er war einer der Magier Rivellons, die Stellung gegen den fürchterlichen Herrscher des Chaos bezogen hatten. Sie waren keine wirkliche Rasse, aber ohne Zweifel eine Gruppe von mächtigen Individuen, auserkoren von den anderen Rassen...ihnen wurde ein Sitz im Rat zugesprochen und sie erhielten den gleichen Respekt, wie jedes andere Mitglied des Bundes. Ferol jedoch hatte dies immer als mehr angesehen, als einen wichtigen Beirat, wenn Angelegenheiten ein derartig militärisches Ausmaß annahm. Er war menschlich, er war ein Kampfmagier unübertroffener Macht und Fähigkeit und Menschen waren immer als am kreativsten angesehen, wenn es auf Strategie, Denken und Planung ankam. Es brachte ihm keinen wirklichen ermutigenden Trost, zu wissen, dass seine eigene Art den Großteil der Verdammten ausmachte; spätestens seit Menschen den Ruf hatten, leicht bestechlich und zu allem fähig zu sein; er war jetzt hier, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller Versammelten stehend. Ein kalter Schauer lief ihm in diesem Augenblick über den Rücken, es war nichts Neues – deshalb ertrug er es mit einem bitteren Halblachen.

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