11.06.2009
Die Prophezeiung
Teil 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6


Kapitel 2

Im Zuge seines Großmeisters Tod, wurde Meister Ralph in mehrere neue Rollen gedrängt, die alle ihre Probleme und Hindernisse mit sich trugen. Nun war er der höchste Kampfmagier in Rai’alor und der designierte Vertreter der Zauberer aus Rivellon – ebenfalls wurde er langsam wahnsinnig. Im Krieg gegen die Verdammten spielte er die ihm zugewiesene Rolle; Er war es, der das Auge des verfluchten Magiers, Ulthring, mit seinem Eibe-Pfeil durchbohrte, und er war es, der das faule Leben dieses Bastards mit seinem eigenen Schwert beendete… auch wenn ihm genau das sein Genick brach. Als seine Seele triumphal aufschrie, spürte er, wie ein mächtiger und dominierender mentaler Angriff seine Psyche zerschlug und beinahe untergrub. Ralph war ohne Zweifel sehr begabt und einer der versiertesten Kampfmagier des Landes. Dies erforderte gewaltige mentale Reserven und eine gute Augen-Hand-Koordination. Er hörte sein Schwert, wie es stets leise wehklagte und fühlte den Druck auf seine psychische Abwehr – wie es sie testete, wie es sie brach, sie zerbröselte wie Wind und Wetter eine brüchige alte Mauer.

Er tat es aus einem unbedarften Drang heraus, um sein brennendes Verlangen nach Rache zu befriedigen. Als er sah, wie sein Meister sich opferte um sie alle zu retten, entflamme ein Feuer in seiner Brust und er trieb sein Schwert durch die Kehle des Zauberers – purer Hass brannte in seinen Augen. Als er die Erleichterung nach dieser Tat spürte, wandelte sich die Freude in blankes Grauen als er spürte wie die faulige Präsenz des Schwertes versuchte Besitz von ihm zu ergreifen. Von diesem Moment an, war Ralph endgültig durch diese dunkle Kraft in zwei gespalten; Er war der verbitterte junge Mann, welcher als Einziger eine grausame Schlacht überlebte… Er war ebenso die dunkle Entität, welche seine Seele entreißen wollte, ihn besitzen wollte und ganzheitlich besetzen wollte. So lange er Kontakt mit dem Schwert hatte, konnte er diese andere Präsenz wachsen und stärker werden spüren, zu Beginn bot sie ihm noch einen raffinierten Tausch an – Eine Verschmelzung beider Körper… unvorstellbare Macht schon in seinen Fingerspitzen. Der Meister verweigerte dies und erzürnte des Schwertes Geist so sehr, dass er sich voll und ganz der endgültigen Auslöschung Ralphs hingab. Der Meister wusste, dass es unmöglich war solche Pakte mit Dämonen und ihrer Art zu machen; Sie würden seine Seele versklaven während sie seinen Körper für ihre eigenen Missetaten missbrauchten. Er wurde weder durch einen Zwang, noch durch einen Zauber an das Schwert gebunden – dennoch wusste er, dass ein schwächerer Geist dem Schwert sofort nachgeben würde und die Kraft im Schwert der Lügen hätte einen weiteren sterblichen Körper unter seiner Kontrolle. Dieses Risiko konnte er nicht eingehen, also trug er das Schwert bei sich wohin er auch ging, um es immer im Auge haben zu können.

Er versuchte seine Augen mit aller Kraft offen zu halten, ausgezehrt und des Krieges überdrüssig rieb er sich die Stirn – seit vollen drei Tagen bekam er keinen Schlaf, der pausenlose Kampf gegen die fragmentierte Seele des Chaos Lords trieb ihn in den Wahnsinn. Diejenigen, die ihm nahe standen bemerkten seinen Wandel und sie wussten, dass etwas im Argen lag, dennoch kam es seit dem triumphalen Rückkehr der Armee nach Rivertown kaum zur Sprache. Er war ein Kampfmagier, eine dunkle und unerbittliche Berufung, und musste den Fall seines Meisters mit seinen eigenen Augen mit ansehen… sie wussten, dies müsse tiefe Narben hinterlassen. Sie bemerkten, dass er für empfänglich für finstere Stimmung und wortkarges Verhalten wurde. Seine Diener jedoch bemerkten auch, dass er weder soviel geschlafen noch soviel gegessen hat, wie er sollte – mit jedem Mahle aß er weniger und weniger. Seine Haut wurde stetig blasser und sein Körper magerte ab – nahezu Skelett-gleich dachten sie. Sie sandten ein Gesuch an den kürzlich gekrönten Herrscher der Menschenlande Rivellons, Herzog Morreck Ferol, in dem sie ihn darum baten, den jungen Meister zu sehen. Der Herzog, der diese Anfrage nicht besonders ernst nahm, benötigte einen Tag um der Bitte nachzukommen. Jedoch war es diese leichte Verzögerung, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigte.

Als der Herzog eintrat, erblickte er seinen Freund mit gekreuzten Beinen in seinem Gemach in Schloss Stormfist sitzend… diese Position hielt er nun schon seit einem Tag und einer Nacht. Ralph hielt das gezogene Schwert in seinen Händen und obwohl seine Körperhaltung nicht bedrohlich wirkte, wurde der andere Mann von der Klinge abgewiesen und verschmäht. Das so genannte Schwert der Lügen mag zwar seinen eigenen bösen Meister getötet haben, hat aber trotz allem grausame und verachtungswürdige Dinge in den Händen Ulthrings getan, bevor Ralph ihn richtete. Morreck kannte seinen Freund bereits seit ihrer gemeinsamen Kindheit, als sie noch gemeinsam die Kunst der Magie erlernten. Doch als der Mann, den er nun vor sich sah, langsam seinen Kopf hieb um ihn anzusehen, lief ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinab – vor ihm saß ein ausgehungerter, blasser und vorzeitig gealterter Jüngling mit wahnsinnigen Augen. Tief in diesen Augen kämpfte etwas um Verständnis, aber war hinter dem glasigen Blick verloren – wie die Augen eines tollwütigen Hundes.

Trotzdem sprach der Herzog mit sanfter Stimme, so respektvoll wie es den Anführern der größeren Rassen Rivellons gebührt, mit dem sitzenden Zauberer. Als er keine Antwort erhielt, rief er Ralph, aus einer Mischung aus Frustration und Ärger heraus, mit seinem Spitzenamen aus ihrer Kindheit, „Blunderfoot“ – dies zündete etwas in seinem Gegenüber und ein leichtes Lächeln füllte seine Lippen.

„Ich habe nicht viel Zeit.“ Sagte er in einer schmerz- und kampfverzerrten Stimme. „Lord Chaos, er wurde nicht…“ er musste husten. „…vollständig gebannt… er hinterließ einen Teil seiner Seele in… in.“ Seine Augen schweiften hinab auf die dunkle Klinge, die er in seinen Händen hielt. „Er hinterließ Teil seiner Seele in Ulthrings Schwert, und genau diese Klinge… versucht von meinem Körper Besitz zu ergreifen… wenn es dem Schwert gelingt, wird erneut Chaos über dieses Land ziehen.“ Er sah seinen Freund an und seufzte laut bevor er die Zähne vor Schmerz zusammenbiss. „Bring mich an den geheimen Ort, an den uns dein Vater niemals zurückkehren lassen wollte, Bucktooth, bitte… so schnell wie ich kann, alter Freund… ich kann nicht länger widerstehen.“

Morreck blinzelte aus Überraschung, aber auch weil ihn die gequälte Tonlage in Ralphs Stimme zu weiteren Taten drang – er nickte flüchtig. Er rief seine Bediensteten nicht zur Hilfe, sondern begab sich selbst an die Seite des Adepten und half ihm traurig auf die Füße. Dann schaute er sich in dem Raum noch einmal um und stütze seinen Freund bis in den Korridor… mit einigen verblüfften Dienern und Leibwächtern im Schlepptau bahnten sie sich schnell ihren Weg durch die kalten Steine des Schlosses. Über eine kleine Wendeltreppe tief hinab in die, nur noch von Fackelschein erleuchteten, Eingeweide des Schlosses. Ralph hielt das Schwert in seinem schlaffen Arm und zog es unter Funkenflug über die rauen Fliesen. Ihr Weg endete im offenbar tiefsten Keller des Schlosses, in dem man selbst in den heißesten Sommer Monaten Fleisch und Wein kalt hielt. Nun war er natürlich leer - seine Anhänger und Gefolgsmänner ignorierend trat der Herzog vor und suchte mit seiner Hand den leicht kurvigen Stein, den seine Finger ach so gut kannten.

Die Wand rutschte mit einem leichten Grollen zurück, Staub fiel von der Decke als sich ein neuer Korridor offenbarte und ein leichter Wind den Druck ausglich. Als die alten Fackeln entzündet wurden, schimmerten die vielen Schätze auf und zauberten einen goldenen Glanz auf die Gesichter derer, die diese geheimen Wege beschritten. Die Fackeln leuchteten auf Grund eines vor langer Zeit ausgesprochenen, alten Zaubers. Sowohl Diener als auch Leibwächter wussten, dass sie die die Schätze lieber nicht berühren sollten – nicht nur, weil sie einen Schutzzauber erwarteten, sondern auch, weil sie gegenüber ihrem Land und seinen Herrschern Loyalität zeigten. Sie erreichten das Herz des Untergrund Komplexes und erblickten die Kammer, die ihnen beiden erstes Versteck war, ihnen aber auch schweren Ärger einbrachte. Sie betrachteten die Fratze, die sie lange Zeit fesselte; diese nahezu lebendig wirkende Fratze, welcher Teil des magischen Tores war, vor dem sie nun standen. Dieser ganze Raum war eine gespenstische Huldigung ihrer Erbauer und deren Verstand. Es schien fast so, als wären gequälte, pervertierte Wesen in den Stein eingemauert. Morreck betrachtete diesen Ort immer noch mit einem faszinierten, aber krankhaften Ekel – doch es gab noch Hoffnung für alle. Das Tor wurde vor langer Zeit gefertigt und führte in den magischen Saal – Sie sagten, es würde einem Ansturm wilder Trolle, oder gar Schlimmeren, standhalten… war das Tor erst einmal versiegelt, gab es keinen Ausweg mehr.

Nun blickte dieses Ding mit anklagenden Augen auf sie herab, Knochen wuchsen aus den Wänden und formten einen Torbogen um diese Tür. Links und Rechts formten sie eine Art widerwärtigen Wappen – ein Knochen durchbohrte den Schädel und zwei weitere lagen über den Augenbrauen – eine der Augenbrauen war von einer bösen Narbe, die sich von der Stirn bis zur Nasenspitze zog, geteilt. Das gesamte Ding pulsierte als sei es lebendig, rote Eingeweide füllten den Rahmen des Tores und gaben dem Eintretenden den Eindruck, sie würden durch einen weit aufgerissenen Mund, durch die Kehle, ins Innere eines Chaos Dämons hinabsteigen.

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geschrieben von WorldSuxx

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